Tag Archives: Speed-Camping

Speed-Camping 3

Angekommen! Endlich in Nova Scotia!

Die letzte Nacht verbrachten wir am Atlantik am Rande von Halifax.

Tag 12: zum Flughafen und nach Chester

Sachen packen und auf zum Flughafen. 16 Tage Kanada waren um und die Abreise meiner Mutti stand bevor. Sie ließ uns allerhand hier: Schlafsack, Isomatte, Kopfkissen, Schwedenbitter.

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Tschüss Mutti!

Bleiben nur noch Sebastian und ich. Erstmal bei Burger King kostenlos W-LAN genutzt und Couchsurfer der Gegend rausgesucht. Prompt was gefunden. Aber ein Stückchen entfernt. Schaffen wir morgen zu erreichen.

Speed-Camping 2

Neue Provinz: New Brunswick.

Gedacht: hier endlich englisch sprechen.

Gelernt: diese Provinz ist zweisprachig.

Viele viele Akadien-Leute wohnen hier und sind mehr als stolz auf ihre französischen Wurzeln. Ganze Dörfer sind geschmückt mit akadischen Fahnen, Häuser sind bemalt mit deren Farben.

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Ein ganz normales Haus in Caraquet.

Bei Veronic waren wir höchstwillkommen. Ein sehr lieber Mensch, offen und bereist die Welt.

Endlich wieder Couchsurfing, endlich ein richtiges Bett.

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Tag 8: in Caraquet

Veronic erzählte uns, dass ihr Onkel Deutscher ist und lud uns prompt zu ihm ein. Frank lebt seit 40 Jahren in Kanada und hat noch den schwäbischen Akzent. Jetzt gerade sind sie hier in New Brunswick in der Heimat, um Familienurlaub zu machen. Im Sommer versammeln sie sich hier alle. Die Familie hat ein riesiges Grundstück am Meer mit großen und kleinen Häusern und umgebauten Campingwagen, damit alle Platz finden. Frank und seine Frau Patricia wohnen sonst in British Columbia auf Salt Spring Island. Sie boten uns an, den Januar in ihrem Haus zu wohnen, da sie einen Monat weg sind und sowieso jemanden brauchen, der aufs Haus aufpasst. Also werden wir planen Anfang Januar auf der anderen Seite Kanadas zu sein. Salt Spring Island soll ein Paradies sein.

Veronic ist Künstlerin. Da ich Portraits der Menschen male, bei denen wir wohnen, malte ich auch Veronic. Doch bei ihr war ich recht aufgeregt, weil mir gegenüber eine hervorragende Malerin saß. Prompt ist meine Zeichnung nicht ganz gelungen. Naja. Üben üben.

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Tag 9: bis Shediac: 260km

Wir landeten an einem Anlegeplatz der Fischerei und fragten dort Leute, die in ihrem Truck saßen, um Bier zu trinken (öffentliches Trinken verboten!), ob sie Fischer seien und ob es ok wäre, wenn wir hier campen. Sie waren keine Fischer, doch freundlich genug, um uns zu versichern, dass es 100% keinen störe, wenn wir hier campen. Beide hatten ungelogen 2,5 Promille intus und lustigerweise ein weißes Schoßhündchen dabei.

Tag 10: Shediac & Umgebung

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Schlafplatz neben der Fischerei.
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Sogar mit gemütlicher Sitzecke.

Am Morgen kam der Typ mit dem Hündchen vorbei und bot uns an, in seinem Haus zu schlafen, denn seiner Meinung nach, sei es hier nicht so schön und das könne er nicht weiter mit ansehen.

Als Ex-NHL-Spieler und Ex-Polizist hatte er mal gut Kohle verdient. Polizisten und Feuerwehrleute haben hier besonderen Status und verdienen Gehälter wie Politiker. Fast. Somit hatte Michel hier mehrere Häuser gekauft. Das eine durften wir komplett bewohnen. Dinge gibt’s.

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Dies hier war eine Hummer Gegend, also dachten wir, lass doch mal Hummer essen. Unser Freund Michel, Spitzname Mike, half uns das beste Plätzchen zu finden, um frisch gefangenen Hummer zu kriegen. Direkt vom Fischer. 7 Hummer für 30$. Mike hat sie uns zubereitet, da er sicher gehen wollte, dass es was wird. Lecker lecker.

Shediac, die Hummer Stadt mit dem größten Hummer weit und breit.

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Tag 11: bis Halifax: 260km

Wir kamen an Oxford vorbei, der Blueberry Stadt! Leider keine Stelle gefunden, um wild Blaubeeren zu pflücken. Wahrscheinlich alles irgendwo eingezäunt.

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Für gewisse gelblich gefärbte Highways zahlt man Maud. Glauben wir. Umgehen wir lieber. Viele Umgehungsstraßen gibt es nicht. Geendet sind wir auf einer offroad Sandstraße zwischen Feldern und Wäldern. Es gab einfach keine andere Straße. Ein Apfelbaum fing unsere Aufmerksamkeit. Äpfel sind immer gut, vor allem wenn Obst und Gemüse hier unbezahlbar sind. Und plötzlich waren wir im Paradies: Nicht nur Zentner von Äpfeln, sondern auch Blaubeeren so weit das Auge reicht! Ein ganzes Feld voll. Was haben wir gepflückt. Und genascht während dessen mindestens genausoviel! Irgendwann nervte die Blackfly und unsere Bäuche und Körbe waren voll.

Dann war Schluss. Später sahen wir weitere Felder mit dicken Schildern „Keep off. Blueberry field“ (Nicht betreten, Blaubeeren-Feld). Unser Feld hatte kein Schild. Wir haben keins gesehen. Hähä

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Am Tag nach den Masters-Weltmeisterschaften ging es los: 11 Tage Camping lagen vor uns, von Montréal nach Halifax. Von dort ging der Flieger für meine Mutter zurück nach Hause. Ich nenne es Speed-Camping, denn 2161km in 11 Tagen ist doch ein wenig verrückt.

Natürlich studierten wir die Karte und wussten wo wir lang wollten, doch die Distanzen wurden leicht unterschätzt. Man beachte, dass bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 100km/h auf den Highways alles ein wenig länger dauert. Da Highway langweilig ist und die schönen Seiten versteckt bleiben, fuhren wir viel lieber kleinere Straßen durch Dörfer und am Meer entlang. Somit benötigten wir für eine 400km Strecke auch schon mal 7-8h Autofahrt.

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Trucks sehen hier einfach geil aus.

 

Tag 1: Montréal bis Lac Delage: 300km

Ohne alles, Verstand inbegriffen, starteten wir in Richtung Québec City. Es hieß, jenseits von Montréal sei alles viel billiger, daher versuchten wir Füchse zu sparen und fuhren ohne Campingequipment los. In Québec gab es natürlich nur 10% von dem was es an Angebot in Montréal gab. Also erstmal nur das Notwendigste kaufen: Plastikgeschirr.

Die Schlafplatzsuche stellte sich als herausfordernd dar. Es gab keine Möglichkeit wild zu campen, denn dazu fehlte es an Straßen, die uns irgendwo hinführten. Es gab den Highway und von dort Straßen zu Dörfern mit Privatgrundstücken. Wir lernten, dass Kanadier mit Wassergrundstück sich gar nicht zu sehr freuen brauchen, denn in vielen Seen ist das Baden verboten, da sie als Trinkwasser genutzt werden. Ruderboote dürfen komischerweise drauf fahren.

Dreist wie wir sind, beschlossen wir Leute zu fragen, ob wir in ihren Gärten für eine Nacht campen dürfen.

Faustregel: Jeder Zweite sagt ja.

Erste Nacht – null Ahnung von Nichts. Es wurde auf einem Reiterhof genächtigt. Campingkocher hatten wir nicht, denn es gab keine passenden Gasflaschen für den Aufsatz, den wir mitgebracht hatten. Aber wir durften ein Feuer machen und unsere Töpfe ankokeln. Dosenfutter: Rote Bohnen mit Tomatensoße.

Terrornacht mit Mückenalarm. Kein Mückennetz und Mückenjagd vor dem Schlafen vergessen. Nachts zerstochen erwacht und 17 blutige Mücken erschlagen und 17 Blutflecken im Auto hinterlassen.

Morgens bekamen wir eine Belohnung: Kaffee und Kekse und eine Führung durch die Pferdeställe. Die Kanadier sind ein feines Völkchen.

Auf Bilder-Galerien, wie die Folgende, klicke man bitte, um die Bilder in voller Pracht zu sehen: KLICK!

Tag 2: bis Saint Fulgence: 210km

Wen wir noch nicht kannten: die Blackfly! Ein kleines schwarzes Biest, einer harmlosen Obstfliege sehr ähnlich, das dich heimlich beißt. Der Vampir unter den Fliegen. Du hörst sie nicht, denn sie summt nicht, aber du merkst den Moment, wenn sie fertig ist mit Bluttrinken. Und ihre Bisse werden dicke Beulen, die für mindestens 7 Tage deine Freunde sein werden und jucken wie Hölle. Mitgebrachter Schwedenbitter brachte Linderung, doch die Geheimwaffe heißt Muskol! Tötet alles was fliegt. Hatten wir zu dem Zeitpunkt leider noch nicht.

Der Garten indem wir nächtigten war nicht betretbar. 1 Sekunde stillstehen und du warst umzingelt. Wie leben die Leute dort? Wir schworen, von nun an immer in Meeresnähe zu schlafen, wo der Wind keinerlei Ungeziefer zulässt.

KLICK:

Tag 3: bis Tadoussac: 110km

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Ein berühmter Ort um Wale zu beobachten. Ihr glaubt es nicht, doch wir haben einen Wal gesehen! Er stieß eine dicke Fontäne hinaus. Er war schwarz. Mehr wissen wir nicht. Und er war schnell wieder weg. Wir waren so aufgeregt als er da war. Ein wahres Wunder.

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Tag 4: bis Forestville: 97km + Fähre nach Rimouski

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Ein halber Regentag. Wir brauchten die Fähre, um mehr als 800km Autofahrt zu sparen. Gelernt haben wir, dass man besser reserviert, wenn man unbedingt mit will. Der Fährmann bat uns, die Seitenspiegel einzuklappen, da die Fähre die Größe einer Ölsardine habe. Gesagt getan und schon war der rechte Spiegel von Sebastians voreiliger Energie abgebrochen – wohl kein Klappspiegel. Jetzt ist er getaped. Hoch lebe Gaffer. Nun setzte sich der kleine Fährmann mit geballter Kraft für uns ein und siehe da: Wir kamen als Vorletzter auf die Fähre drauf, doch es war eine Zitterpartie. Die nächsten zwei Tage wäre die Fähre ausgebucht gewesen. Die Freude es geschafft zu haben, wandelte sich schnell um in 90min Konzentration und den Versuch, sich nicht zu übergeben.

In Rimouski schien die Sonne für uns, die Belohnung für unser Durchhalten.

KLICK:

Tag 5: bis Gaspé: 400km

Ein kompletter Regentag. Der Terrortag. Wir fuhren den gesamten Tag Auto.

KLICK:

Wir wollten dem Regen entkommen und hofften heute nette Leute zu treffen, die ein warmes trockenes Bett für uns hatten. Auf campen hatte keiner mehr Lust. Wir wurden zu einem „Accueil“ geleitet. Dort soll Reisenden geholfen werden, die wenig oder kein Geld mehr haben. Passen wir doch rein! Nach endloser Belehrung durch eine NUR französisch sprechende Frau, die zu dumm war zu merken, dass sie für sich selber redet und wir kein Wort verstehen, bekam meine Mutter tatsächlich kostenlos ein Zimmer mit einem Bett. Da wir alle halb verhungert waren, wollten wir diese trockene Gelegenheit nutzen, um Abendbrot zu kochen und legten auch gleich los…bis die olle Schrulle es sah, dass wir mit einem Campingkocher zu dritt in dem Zimmer saßen! Jetzt ging es rund. Sie legte los und gackerte uns voll. Nicht erlaubt, ok. Haben wir gecheckt. Schrulle holte Hilfe: eine Frau, die 3 Worte Englisch sprechen konnte. Immerhin. Sie ließ uns wissen, dass wir den Raum meiner Mutter nicht betreten dürfen. Er sei nur für eine Person. Und kochen im Zimmer geht schon mal gar nicht. Die geräumige Küche dürfen wir natürlich nicht nutzen, leider bloß bis 17 Uhr geöffnet. Gottseidank gibt es überall auf der Welt hirnlose Regeln. Gluck gluck. Bloß weg hier. Das war ja nicht auszuhalten. Wie Penner haben wir uns gefühlt. Tolle Hilfe für Reisende. Hab der Ollen eine geknallt und dann sind wir weg. Hätte ich gern.

Hunger hatten wir dennoch. Nebenan war ein Hotel mit einem Pavillon. Es regnete und regnete und windete nicht weniger. Wir glaubten, wenigsten dort ein wenig Unterschlupf zu finden und im Trocknen sitzen zu können. Leider nein. Durch den Pavillon regnete es durch und wir saßen mitten im Windkanal. Pasta haben wir dennoch hinbekommen. Kurz vor einem Zusammenbruch bin ich wenig später im Auto in meinen Koma-Schlaf gefallen. Gute Nacht!

Tag 6: bis New Richmond: 250km

Die Sonne kitzelte uns wach. Endlich! Endlich wieder Sonne.

8 Uhr holten wir meine Mutter ab und fuhren weiter. An diesem Morgen war ein netter Mann vor Ort, sie bekam Frühstück und wurde königlich behandelt. Er gab zu, die anderen beiden Schreckschrauben auch nicht zu verstehen.

Frühstücken und alle Sachen trocknen konnten wir hier.

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Wir gingen das erste Mal im Atlantik baden – schweinekalt – geschätzte 13 Grad, gefühlte Minusgrade, Füße und Kopf taten weh. Doch es war traumhaft. Robben schwammen in nächster Nähe. Und es gab Himbeeren.

Nächster Zwischenstopp war der Fels von Percé.

Wir fuhren weiter und fanden einen Schlafplatz bei einem Österreicher, der 1964 ausgewandert ist und hier sein Sommerhaus hat. Im Winter sind sie eh alle in Florida. Wir campten in seinem Garten direkt am Wasser. Er gab uns Elch köstlich zubereitet, sowie „Scheiterhaufen“ zum Nachtisch. Eine Flasche Wein teilte er ebenso mit uns und erfreute sich daran, endlich mal wieder deutsch sprechen zu können.

Tag 7: bis Caraquet: 270km

Am Morgen fanden wir einen Wasserfall zum Baden und Erfrischen und zum Wasser auffüllen. Besseres Wasser findest du nirgends! Aber kalt kalt kalt war es.

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